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Porträt auf SKINEWS


Reto Mächler hat für seine zweite FIS-Saison klare Vorstellungen. – Foto: zvg
Reto Mächler hat für seine zweite FIS-Saison klare Vorstellungen. – Foto: zvg

"HALLO, ICH BIN RETO UND HABE NUR EIN ZIEL"

 

Peter Gerber Plech

14. September 2018

 

„Hallo, ich bin Reto. Ich bin leidenschaftlicher Skirennfahrer und habe nur ein Ziel: bei den Rennen immer Vollgas zu geben und es irgendwann in den Weltcup zu schaffen.“ Mit diesen Worten stellt sich Reto Mächler auf seiner Homepage vor. Der 17 Jahre junge Mann hat Talent und gehört zu jenen Fahrern in der Schweiz, die künftig als Swiss-Ski-Athleten den Verband international vertreten sollen.

 

Er hat in Vereinen Fussball und Eishockey gespielt, sich letztlich aber für den Skirennsport entschieden. Und Reto Mächler will in dieser Sportart die Reihe der erfolgreichen Athleten aus dem Kanton Zürich fortsetzen und dereinst in die Fussstapfen von Niels Hintermann oder Gilles Roulin treten. Der KV-Absolvent der Sportmittelschule in Engelberg weiss, dass der Weg dorthin noch einige Schritte beinhaltet. Den nächsten grösseren will er im kommenden Winter tun. „Die Qualifikation für das C-Kader ist mein Ziel“, sagt er. Aktuell gehört der 17-Jährige dem Kader des Nationalen Leistungszentrum (NLZ) Mitte an und steht vor seiner zweiten FIS-Saison. „Der kommende Winter ist für mich sehr wichtig. Ich strebe natürlich eine Verbesserung der Klassierungen an“, so Mächler, Weltnummer 25 seines Jahrgangs im Riesenslalom – und damit in dieser Wertung bestklassierter Schweizer.

 

Mit auf diesen Weg nimmt Reto Mächler, der durch seine tiefe Stimmlage bereits jetzt an Niels Hintermann, seinen Klubkollegen beim SC Hausen am Albis, erinnert, die gemachten Erfahrungen des vergangenen Winters mit. „Ich habe mich an die im Vergleich zur Junioren-Zeit längeren Skier gewöhnen müssen, das hat mit der Zeit ganz gut geklappt. Mittlerweile stehe ich sicher und ruhiger auf dem Ski und falle auch deutlich weniger aus als noch bei Nachwuchs-Rennen. Als Neuling in den FIS-Rennen hatte ich aber natürlich hohe Startnummern und entsprechend schlechtere Verhältnisse mit Löchern in der Piste. Ich habe mich was die Startnummern betrifft zwar nach vorne arbeiten können, bin aber noch nicht ganz vorne dabei.“

 

Fakten unterstreichen den erwähnten Marsch des am 11. September 2001 geborenen Thalwilers Richtung Ranglistenspitze. Zum ersten FIS-Slalom ist Reto Mächler am 7. Dezember 2017 mit Startnummer 87 angetreten und bis auf Platz 39 vorgestossen. Das Rennen von Zinal am 10. April 2018 bestritt er mit Nummer 69 und landete auf Rang 27. Deutlicher wird das Zahlenspiel im Riesenslalom, wo Mächler die FIS-Premiere mit Startnummer 104 bestritten hat und 47. geworden ist. In Schönried, wo er am 22. März den letzten Riesenslalom des Winters gefahren ist, trug er die 47 auf der Brust und landet an 26. Position. Diese eingeleitete Entwicklung soll nun also 2018/19 eine Fortsetzung erfahren.

 

Als eher kleiner und kräftiger Fahrer, Mächler ist 1,74 Meter gross, erinnert er eher an sein grosses Vorbild Marcel Hirscher denn an Ramon Zenhäusern. Auch die Vorlieben in Bezug auf die Disziplinen ähneln Hirschers Portfolio. „Riesenslalom und Slalom sind meine Disziplinen. Ich fahre auch gerne technisch anspruchsvolle, einem Riesenslalom ähnelnde Super-G.“ Die Abfahrt, interessanterweise war eine solche sein erstes FIS-Rennen überhaupt, sei noch nicht so sein Ding, sagt Mächler. Ob der Zürcher je in einem Rennen gegen das Vorbild aus dem Salzburgerland wird antreten können, bleibt offen. Nicht, weil Reto Mächlers Perspektiven nicht stimmen würden, schon eher weil die Laufbahn des 29 Jahre alten Marcel Hirscher im Weltcup ein Ablaufdatum hat. „So weit voraus denken macht wenig Sinn, ich muss Schritt für Schritt machen. Der nächste dieser Schritte ist der Sprung ins C-Kader des Verbandes. Klar, dann so rasch wie möglich ins B-Kader und dann kann es schnell gehen – wenn ich gesund bleibe und Fortschritte mache“, sagt Mächler selbstbewusst und mit Realitätsbezug.

 

Keine Frage, Reto Mächler ist ein ehrgeiziger Athlet mit klaren Vorstellungen. Nach der kaufmännischen Ausbildung an der Sportmittelschule Engelberg steht die Karriere als Profisportler im Vordergrund. Und die Weiterentwicklung der Karriere braucht Geduld. Nicht unbedingt eine Stärke des Zürchers, wie er selbstkritisch anfügt. „Skitechnisch möchte ich eine vom Trainer angeregte Korrektur sofort umsetzen können und nicht noch lange üben müssen. Aber ich weiss, dass es zum besser werden dieses Üben und die dafür nötige Zeit braucht.“ Auch Nervosität vor dem Start gehört zu den Charakteristiken des jungen Zürchers. „Das war vor zwei Jahren noch ein ziemliches Hindernis. Zum Glück habe ich diese Nervosität jetzt seit einem Jahr besser im Griff. Ich habe an mir gearbeitet und gemerkt, dass ich mir selber nicht soviel Druck machen darf.“ Gespräche mit dem Trainer und Tipps des NLZ-Mentaltrainers haben ihren Zweck nicht verfehlt. Im Startbereich spiele er weder den Clown noch schotte er sich mit Musik vom Rest der Welt ab. Er versuche am Renntag ganz einfach nicht zu früh in den Rennmodus zu kommen, sagt Mächler. „Das kostet nur Energie. Und diese brauche ich dann später auf der Piste.“

 

„Hallo, ich bin Reto. Ich bin leidenschaftlicher Skirennfahrer und habe nur ein Ziel: bei den Rennen immer Vollgas zu geben und es irgendwann in den Weltcup zu schaffen.“ Lässt man sich diese zwei Sätze nach dem Gespräch mit Reto Mächler noch einmal durch den Kopf gehen so kommt man – nur aufgrund der gesprochenen Worte und des so vermittelten Bildes – zum Schluss: eine Weltcup-Saison 2021/22 mit Mächler am Start? Ja, der junge Mann kann das schaffen.

 

Quelle: SKINEWS